Kolumne Schwäbisches Tagblatt
         

Wie viel Klimaschutz darf `s denn sein?

Angela Merkel und Sigmar Gabriel scheinen im Dauereinsatz für den Klimaschutz: ob bei Eisbären, am schmelzenden Gletscher, bei der Automobil- und der Atomindustrie, in Meseburg, sogar im fernen China. Die Bundeskanzlerin und ihr Umweltminister erwecken den Eindruck, als hätten sie die Botschaft des Weltklimarates verstanden.

Die Treibhausgase, vor allem die CO2-Emissionen müssen in den kommenden Jahren drastisch gesenkt werden, wenn der Klimawandel wirksam abgemildert werden soll.
Angesichts der als gesichert geltenden Erkenntnisse, dass wir bereits rund ein Drittel mehr CO2 in der Atmosphäre haben als vor der Industrialisierung, wirkt der weltweite Streit, wie viel mehr welches Land, welche Branche oder welche Region emittieren darf, völlig absurd. Sowohl in Deutschland als auch anderswo ist nur noch die Frage wie die Reduktion gerecht verteilt wird.

Der Weltklimarat sagt eindeutig: Die C02 Emissionen müssen bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts für das 2-Grad-Ziel um 50 % reduziert werden. Die Industriestaaten müssen als Hauptverursacher ihre Treibhausgase um 80 % verringern. Das bedeutet für Deutschland bis 2030 ca. 40 % Reduktion, um die 80 % bis 2050 zu schaffen. Die Bundesregierung hat dieses Ziel öffentlich anerkannt. Man war gespannt auf das angekündigte Klimaschutzprogramm.

Das auf der Kabinettsklausur verabschiedete Klimapaket, rückt vom 40-%-Ziel ab und bleibt weit hinter dem zurück, was notwendig und machbar ist. Was als ehrgeiziges Konzept verkauft wird, ist bei genauer Betrachtung weder ambitioniert noch zielführend. Sondern eine Ansammlung von altbekannten Vorschlägen, wiederholten Ankündigungen und zahlreichen Einzelmaßnahmen – alles andere als eine wirksame und dem Ziel angemessene Strategie.

Klimaschutz bei Häusern wird zwar gefördert, aber auf wirksame Vorschriften zur energetischen Sanierung der Gebäude in zumutbaren Zeiträumen verzichtet. Energieeffizienz bei Strom verbrauchenden Geräten wird begrüßt, aber nicht mal ein transparentes, kundenfreundliches Kennzeichnungssystem vorgeschrieben. Kraft-Wärme-Kopplung wird einerseits gefördert und andererseits der Ausbau faktisch gedeckelt. Erneuerbare Energien werden weiter gefördert, jedoch deutlich zu wenig. Im Verkehr wird viel über Spritsparen geredet, die neuen EU-Grenzwerte für den CO2-Ausstoß von PKW werden im Interesse deutscher Autobauer aufgeweicht. Ein Tempolimit, das sofort und kostenlos mehr C02 (rund 3,3 Mio t pro Jahr) einsparen würde als viele andere Maßnahmen, wird gar nicht erwogen, genau so wenig wie die Kerosinsteuer bei Flugzeugen. Die Umstellung der Kfz-Steuer auf CO2-Basis wird erneut angekündigt, allerdings mit einem linearen Modell, das Spritschlucker nicht wirksam verteuert. Die Dienstwagenbesteuerung, eine Subvention für PS-starke Autos, bleibt bestehen.

Fazit: Schön dass Frau Merkel weltweit und Herr Gabriel im Lande für Klimaschutz werben. Wirksame Klimaschutzpolitik sieht anders aus!


 

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vom 31.08.2007

 

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