Kolumne Schwäbisches Tagblatt
         

"Wo sind die Konzepte?"

Nun liegen die wissenschaftlich gewonnenen Fakten und Einsichten zum Klimawandel auf dem Tisch. So klar und unmissverständlich wie noch nie. In einer in der Geschichte der Menschheit beispiellosen Weise haben sich rund 2500 KlimaforscherInnen und UmweltwissenschaftlerInnen unter dem Dach der UN zusammengetan, ihre Fragestellungen und Ergebnisse ausgetauscht, bearbeitet und einen gemeinsamen Bericht in drei Teilen der Weltöffentlichkeit präsentiert. Die Kernbotschaften sind:

 

1.

Die Erderwärmung findet statt. Sogar schneller als erwartet (ob im Lauf dieses Jahrhunderts durchschnittlich +2 Grad oder gar +6 Grad hängt von unserem Verhalten ab).
Sie ist vom Menschen gemacht und zwar durch Verfeuerung fossiler Brennstoffe, Urwaldrodung und Landwirtschaft.

2.

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind gewaltig: steigende Meeresspiegel, schmelzende Gletscher, Trockenheit und Flutkatastrophen sowie dramatischer Rückgang der Artenvielfalt.

3.

Wir können die Erderwärmung abmildern und die katastrophalen Folgen in den Griff bekommen, wenn wir rasch und wirkungsvoll weltweit Klimaschutzpolitik betreiben. Die Techniken sind vorhanden und der Einsatz ist bezahlbar mit jährlich deutlich weniger als 1% des Weltsozialproduktes für Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen. Das Nichtstun käme uns erheblich teurer (bis zu 30%!)

Bis 2015 kann und muss die Wende beim Ausstoß der Treibhausgase eingeleitet sein.

Peinlich, dass das einstige Aufklärungsmagazin „Der Spiegel“, das vor 20 Jahren Deutschland aufrüttelte wegen der drohenden Klimakatastrophe, diese Woche vor Klimaschutzhysterie warnt. In der Politik haben die Weltklimaberichte eingeschlagen und manchen Ignoranten wachgerüttelt. Es scheint vordergründig fast so, als gäbe es nur noch Klimaschutzparteien. Die schwarz-rote Bundesregierung hat Ende April im Bundestag ein Klimaschutzprogramm vorgestellt mit dem anspruchsvollen wie angemessenen Ziel: Die Treibhausgase in Deutschland bis 2020 um 40% zu reduzieren. Es wurden entsprechend ambitionierte Einsparziele beim Strom, bei der Wärme und bei den Kraftstoffen genannt. Nur: Bis heute hat diese Bundesregierung, hat diese Koalition außer besorgten Reden keine wirksame Maßnahme eingeleitet oder durchgesetzt: Wärmegesetz, Biogaseinspeisegesetz, Förderung von Kraft-Wärme-Kopplung, Tempolimit, PKW-Verbrauchsobergrenzen, CO2-KFZ-Steuer – alles Fehlanzeige. Stattdessen weitere Privilegierung der Stein- und Braunkohleverstromung, Klimakiller Nr.1 beim Emissionshandel. Kerosin- und Mehrwertsteuer im Flugverkehr ? Ebenso Fehlanzeige!

Die Schere zwischen einsichtigen Reden und tatsächlichem Handeln geht bei dieser Koalition wirklich weit auseinander. Da ist sie wirklich „groß“.

Gefragt sind jetzt aber große Anstrengungen und eine Strategie mit wirksamen Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase in allen Bereichen. Allerdings muss jede/r Verantwortung übernehmen. Wenn sie nicht warten wollen, bis die Große Koalition Klimaschutzpolitik macht, tun Sie selbst was. Auf meiner Homepage finden sie nächste Woche einen Klimarechner.


 

zurück

...

 

vom 09.05.2007

 

zurück...