Wie viel Klimaschutz darf `s denn sein?
Angela Merkel und Sigmar Gabriel scheinen im (medialen) Dauereinsatz
für den Klimaschutz: bei den Eisbären und den schmelzenden
Grönland Gletschern, beim G8 Gipfel in Heiligendamm,
bei der Automobil- und der Atomindustrie, auf der Kabinettsklausur
in Meseburg, bei der chinesischen und bei der japanischen
Staatsführung,… . Die Bundeskanzlerin und ihr Umweltminister
machen den Eindruck, als hätten sie die Botschaft des
Weltklimarates verstanden.
Die Treibhausgase, vor allem die CO2-Emissionen müssen
in den kommenden Jahren drastisch gesenkt werden, wenn der
Klimawandel wirksam abgemildert werden soll. Das sogenannte
2-Grad-Ziel, das weltweit als zwingend gilt, bedeutet alles
zu tun, dass die Erde sich im Durchschnitt nicht um mehr als
2 Grad erhitzt. Das hätte zwar auch erhebliche Auswirkungen
auf die Ökosystem vor allem in bestimmten Regionen der
Welt, gilt aber als noch beherrschbar und im Übrigen
auch kaum mehr zu verhindern. Denn was in rund 150 Jahren
der Industrialisierung durch Verbrennung von Kohle, Gas und
Öl an Treibhausgasen in die Erdatmosphäre abgesetzt
wurde, bewirkt in den kommenden Jahrzehnten weiteren Klimawandel.
In Deutschland haben wir bereits die Erwärmung um 1 Grad.
Angesichts der inzwischen sicheren Daten und Erkenntnisse
der Klimaforschung, dass wir bereits rund ein Drittel mehr
Treibhausgase in der Atmosphäre haben als vor der Industrialisierung,
wirkt der weltweite Streit, wie viel mehr welches Land, welche
Branche oder welche Region in den kommenden Jahren emittieren
darf, völlig absurd. Und wenn in Deutschland und in den
übrigen entwickelten Ländern darum gerangelt wird,
wer wie viel CO2 reduzieren muss, wird leicht vergessen, dass
meistens darum gekämpft wird, wie viel weniger von dem
Zuvielen ausgestoßen werden soll.
Der Weltklimarat sagt eindeutig: Die C02 Emissionen müssen
bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts um 50 % reduziert werden,
wenn das 2-Grad-Ziel erreicht werden soll. Die entwickelten
Industriestaaten als Hauptverursacher des Treibhauseffektes
müssen ihre Treibhausgase um 80 % verringern. Das bedeutet,
dass Deutschland bis zum Jahre 2030 ca. um 40 % reduzieren
muss, um die 80 % bis zur Mitte des Jahrhunderts zu schaffen.
Die Bundesregierung hat dieses Ziel öffentlich anerkannt.
Man war gespannt auf das mehrfach angekündigte Klimaschutzprogramm.
Das auf der Kabinettsklausur verabschiedete Maßnahmepaket,
rückt nun vom 40-%-Ziel ab und bleibt weit hinter dem
zurück, was notwendig und machbar ist. Was als ambitioniertes
Konzept verkauft wird, ist bei genauer Betrachtung weder ambitioniert
noch ein strategisches Konzept zur Erreichung der Ziele. Es
ist eine Ansammlung von altbekannten Vorschlägen, wiederholten
Ankündigungen und zahlreichen Einzelmaßnahmen –
alles andere als eine wirksame und dem Ziel angemessene Strategie.
Klimaschutz bei Häusern wird zwar gefördert, aber
auf wirksame Vorschriften zur energetischen Sanierung der
Gebäude in zumutbaren Zeiträumen wird verzichtet.
Energieeffizienz bei Strom verbrauchenden Geräten wird
begrüßt, aber nicht mal ein transparentes, kundenfreundliches
Kennzeichnungssystem vorgeschrieben. Kraft-Wärme-Kopplung
wird einerseits gefördert und andererseits der Anteil
faktisch auf zu niederem Niveau gedeckelt. Erneuerbare Energien
werden weiter gefördert, jedoch deutlich zu wenig ambitioniert.
Im Verkehrssektor wird viel über Spritsparen geredet,
die neuen EU-Grenzwerte für den CO2-Ausstoß von
PKW werden im Interesse der deutschen Autoindustrie verschoben
und aufgeweicht. Ein Tempolimit, das sofort und kostenlos
mehr C02 (rund 3 Mio t pro Jahr) einsparen würde als
viele andere Maßnahmen, wird erst gar nicht erwogen,
genau so wenig wie die Kerosinsteuer bei Flugzeugen. Die Umstellung
der KFZ-Steuer auf CO2-Basis wird wieder einmal angekündigt,
allerdings mit einem sogenannten linearen Modell, das Spritschlucker
nicht wirksam verteuert. An die Dienstwagenbesteuerung, die
verbrauchs- und PS-starke Modelle faktisch subventiert, wird
nicht heran gegangen.
Fazit: Schön dass Frau Merkel weltweit und Herr Gabriel
im Lande für Klimaschutz wirbt. Wirksame Klimaschutzpolitik
sieht anders aus. Sie sagt auch deutlich, dass sich Vieles
ändern muss und dass dies nicht ohne Investitionen und
Verhaltensänderungen geht.
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