Vom Ende der Kulanz:
Gabriels Rußfilterversprechen eine Luftnummer
Zum Fortgang im Rußpartikefilterskandal erklärt
Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion
von Bündnis 90/Die Grünen:
Die mit heißer Nadel gestrickte Kulanzregelung ist
nicht mehr als eine „Gemeinsame Erklärung“
– ein Stück Papier. Im Ergebnis zeigt sich das
BMU damit eher gegenüber den Betrugsfilterherstellern
und gegenüber sich selbst kulant. Dabei gehören
im BMU die politischen Verantwortlichkeiten für den Rußfilterkrimi
samt der Verwicklung des Staatssekretärs Machnig aufgeklärt
und die Betrugsfilterhersteller erstmal vor den Kadi.
Noch in der vergangenen Woche hatte Bundesumweltminister Gabriel
bei einer PK voller Stolz eine Kulanzregelung verkündet.
Gemeinsam mit dem Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA) und
dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) hatte
das BMU erklärt, den geprellten Autofahrern mit den eingebauten
Betrugsfiltern freiwillig und kostenlos einen funktionierenden
Filter einzubauen. Jene Autofahrer, die sich nicht entschließen
die wirkungslosen Filter zu tauschen, behalten den Steuernachlass
und die grüne Plakette, dies versprach der Minister.
Alle waren zunächst beeindruckt von dieser raschen Regelung
und atmeten auf und der Minister konnte mit der schönen
Meldung medial überstrahlen, dass sein BMU in Sachen
Rußfilter in den vergangenen Monaten auf ganzer Ebene
versagt hatte. Die Medien trugen die gute Botschaft flugs
in die Öffentlichkeit und nur wenige kamen auf die Idee,
das Vorhaben kritisch zu hinterfragen.
Denn was freiwillige Vereinbarungen taugen, zeigt einmal
mehr die Reaktion der Skandalfilterhersteller auf die Kulanzregelung:
Wenig bis nichts! Die Werkstätten können freiwillig
viel vereinbaren, die Frage für sie bleibt doch: Wer
zahlt Umbau und Neufilter. Etwas wolkig hieß es dazu
im BMU: natürlich die Betrugsfilterhersteller! Doch die
Betrugsfilterfirmen GAT, Tenneco/Walker und Bosal ließen
ebenso umgehend mitteilen, sie würden keinesfalls jede
Umwandlung von Filtern bei den von ihnen geprellten Kunden
zahlen, sondern nur den Einbau ihrer eigenen Produkte. Das
ist gegen die Vereinbarung und schlicht eine Frechheit. Die
Betrugsfirmen, dafür bekannt Mangelware anzubieten, verkünden
keck ihre neuen Filtersysteme würden irgendwann im Jahr
2008 auf den Markt kommen. In den Werkstätten rät
man inzwischen den verunsicherten Filterkunden gar nichts
zu unternehmen, schließlich drohen keine Sanktionen
wie Bußgelder in der Umweltzone oder Steuernachzahlung.
Windig bleibt das erhoffte Ergebnis freiwillige Aktivitäten
aufgrund freiwilliger Vereinbarungen. Die Liste der schlechten
Erfahrungen mit solchen Vereinbarungen ist lang, ob beim Dosenpfand
oder beim Verbrauch von Automobilen stets hatten die Unternehmen
versucht, Ordnungsrecht, Grenzwerte, gesetzliche Regelungen
mit Versprechen abzuwenden oder aufzuhalten. Liegt auch hier
– beim Deal zwischen BMU und Werkstätten resp.
Autoteilehändlern der Fall ein wenig anders, schließlich
wollen sie die Schrottfilter vom Markt haben.
Dessen ungeachtet torpedieren die Betrugsfilterhersteller
die Kulanzregel und vorher ist es gelungen, den Markt mit
ihren Billigfiltern zu versorgen. Dies wäre schon mit
strengeren Vorschriften für die Feinstaubreduktion in
den Filtern bspw. 50% Reduktionsanteil statt 30% und einer
entsprechend gestaffelten Förderung – wie sie die
Grünen verlangt hatten (600 Euro für Vollfilter,
250 für Teilfilter) verhinderbar gewesen.
Wir fordern eine Rückrufaktion für die betroffenen
Autos und für die absolut unumgängliche Umwandlung
der Filter eine Übergangszeit mit einer klaren Frist:
Wenn die Autobesitzer nicht bis zu einem bestimmten Datum
den Filter austauschen, muss die Steuererleichterung zurückgezahlt
werden und die grüne Plakette verfällt. Darüber
hinaus sind dringend gesetzgeberische Vorgaben und Verfahren
notwendig, die eine wirksame Kontrolle der Filtersysteme sicherstellen.
So müssen Prüf- und Zulassungsstellen zur Qualitätsprüfung
von Partikelfiltersystemen als Teil des Abgasuntersuchungs-Standardprogramms
(AU) verpflichtet werden. Das KBA hat die zentrale Aufgabe
die Prüf- und Zulassungsbüros regelmäßig
und wirksam zu kontrollieren. Die Aufklärung der politischen
Verantwortlichkeiten im BMU steht noch aus, hier erwarten
wir von Minister Gabriel Konsequenzen.
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