Bundesregierung ohne (Klimaschutz-)Plan für
wachsende Güterverkehre nach Polen
Zur Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage
zu
grenzüberschreitendem Verkehr zwischen Deutschland und
Polen (BT-Drs. 16/6047)
erklären Cornelia Behm, agrarpolitische Sprecherin, und
Winfried Hermann,
verkehrspolitischer Sprecher:
Die Bundesregierung muss die Schienenwege im grenzüberschreitenden
Verkehr nach Polen stärker ausbauen. Wenn wir die klimaschädlichen
Emissionen des stark ansteigenden Güterverkehrs in den
Griff bekommen wollen, ist es dringend notwendig, große
Teile davon auf die Schiene zu verlagern. In einem aktuellen
Gutachten des Bundesverkehrsministeriums werden deutschlandweit
Zunahmen im Güterverkehr von fast 50 Prozent bis 2050
prognostiziert. Ein noch stärkeres Wachstum wird für
die grenzüberschreitenden Verkehre erwartet.
Die Antwort auf unsere Kleine Anfrage ist ein Beleg dafür,
dass die Bundesregierung keine bewusste Wahrnehmung für
die Brisanz der Klimaproblematik hat. Es wird bei allen Fragen
auf die generellen Klimaziele der Bundesregierung verwiesen,
aber ohne einen Plan, wie diese Ziele bei zunehmendem Grenzverkehr
eingehalten werden sollen. Deutschland gehört weltweit
zu den Industrieländern, die am meisten Treibhausgase
emittieren. Trotzdem hält die Bundesregierung konkrete
Klimaschutzziele und -maßnahmen für einzelne Sektoren
wie
beispielsweise für bilaterale Verkehre für sinnlos.
Aussagen über die momentane und künftige Höhe
der Emissionen im grenzüberschreitenden Güterverkehr
und gezielte Maßnahmen zu deren bestmöglicher Begrenzung
werden ebenfalls für unnötig gehalten. Das mutet
angesichts der kurzen Zeit, die uns bleibt, um die CO²-Emissionen
weltweit massiv zu senken, zynisch an.
Wir setzen uns dafür eine, dass auch im grenzüberschreitenden
Verkehr nach Osten große Teile des Verkehrs von der
Straße auf die klimafreundliche Schiene umgeleitet werden.
Dafür müssen die Kapazitäten der Schienenstrecken
nach Polen deutlich erhöht werden. Von acht Strecken
von Deutschland nach Polen werden nach Plänen des Bundes
aber bis 2015 nur vier moderat ausgebaut. Das ist zu wenig.
Mit Ausnahmen des zweigleisigen Ausbaus der Strecken Hoyerswerda-Horka-Wegliniec,
nach Angaben der Bundesregierung voraussichtlich von 2010
bis 2013, und Angermünde-Szczecin nach 2011 sind keine
zusätzlichen Gleisbauten für den Güterverkehr
nach Polen geplant. Neue Grenzübergänge und Infrastrukturausbauten
sind fast ausschließlich für den Straßenverkehr
vorgesehen. Der Bereich des kombinierten Verkehrs von Straße
und Schiene wird vollständig vernachlässigt.
Das ist Verkehrs- und Infrastrukturpolitik für die Straße.
Es reicht nicht aus, von der Verlagerung des Verkehrs zu träumen,
sondern die Prioritäten müssen auch zu Gunsten der
Schiene gesetzt werden.
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