Zeitplan des viergleisigen Ausbaus der
Rheintalbahn gefährdet:
Regierung ignoriert Probleme oder glaubt an Wunder
Die Bundesregierung leugnet, dass es zeitliche und finanzielle Schwierigkeiten
beim viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn, eines der wichtigsten nationalen
und europäischen Schienenbauprojekte, gibt. Dies ergab die Antwort auf
eine Kleine Anfrage der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen.
Dazu erklärt Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher:
Gemäß des deutsch-schweizerischen Vertrages über
die Anbindung der Neue Eisenbahn-Transversale (NEAT) soll
im Jahr 2016 wenn die Schweiz ihre Alpentunnel fertig stellt
auch der Kapazitätsausbau der Rheintalbahn abgeschlossen
sein. Doch die Deutschen hinken im Zeitplan beträchtlich
hinterher. Erst 70 km sind von der 182 Kilometer langen Strecke
fertig gestellt werden. Und für die geplante Güterumfahrung
bei Freiburg kommen noch einmal 44 Kilometer hinzu. Bisher
ist auf dem noch auszubauenden Abschnitt zwischen Offenburg
und Basel nur ein einziger Abschnitt planfestgestellt und
im Bau befindlich, nämlich der Bereich Schliengen-Eimeldingen
mit dem Katzenbergtunnel. Legt man den Baufortschritt der
letzten Jahre zu Grunde, wird der Ausbau wohl eher noch 20-25
Jahre dauern.
Um die ehrgeizigen Vertragsziele noch zu erreichen, müssten
nach jetzigem Stand jährlich im Schnitt 300 Mio. Euro
vom Bund und der DB AG bereitgestellt und verbaut werden,
denn seit der Vertragsunterzeichung 1999 wurden von den veranschlagten
4,6 Mrd. Euro Gesamtkosten erst rund ein Drittel verbaut.
Im letzten Jahr wurden jedoch nur 86 Mio. Euro in den Ausbau
der Rheintalbahn investiert. Die dringend benötigten
Bundesmittel werden ohnehin erst nach Abschluss der Planfeststellungsverfahren
bereitgestellt. Wie hoch diese dann nach Ablauf der jetzigen
Mittelfristplanung ab 2009 wirklich sind, ist zudem abhängig
von der Haushaltslage sowie den jeweiligen Prioritätensetzungen
des Bundes, der Regierung und der DB AG in den nächsten
Jahren. Das heißt, es ist zu befürchten, dass
es wegen haushaltspolitischer Konsolidierungsbemühungen
zu weiteren zeitlichen Verzögerungen und in der Folge
zu erheblichen Kostenerhöhungen kommen wird. Dieser
Teufelskreis ist ja bereits von anderen Schienenbauprojekten
dieser Größenordnung bekannt, die dann mal locker
das Doppelte kosten können wie beispielsweise die Neubaustrecken
Frankfurt/M.-Köln und Nürnberg-Ingolstadt-München
oder als in „Beton gegossener Fehler“ halbfertig
in der Landschaft stehen wie die Neubaustrecke Erfurt-Nürnberg.
Die Situation gebietet es eine Task Force einzurichten,
um die gravierenden Probleme beim viergleisigen Ausbau der
Rheintalbahn zu lösen und vertragsrechtliches sowie
verkehrliches Chaos zu vermeiden. Doch stattdessen wird mit
Brachialgewalt das milliardenschwere Projekt Stuttgart 21
vorgezogen, so dass die Mittel von Bund und DB AG zu Lasten
der Rheintalbahn verbraucht werden. Damit wird der angestrebten
Verkehrsverlagerung auf die klimafreundliche Schiene ein
Bärendienst geleistet.
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