Deutsche Bahn AG täuscht
bei Investitionszahlen für das Schienennetz
Zur Präsentation der "Pro-Netz-Strategie" der Deutschen Bahn
AG erklärt Winfried
Hermann, verkehrspolitischer Sprecher:
Nach der Präsentation der Netzstrategie der Bahn bei
einer Sonderveranstaltung für die Abgeordneten des Verkehrsausschusses
des Deutschen Bundestages am heutigen Tag, sind mehr Fragen
offen geblieben als beantwortet worden. So bleibt
der tatsächliche Sanierungsrückstand unklar. Die Finanzierung der
angeblichen
Offensive wird vernebelt. Neu scheint lediglich, dass die Bahn ihre Bauarbeiten
anders organisiert. Das allein wird nicht ausreichen, das Netz zukunftsfähig
zu
machen.
Zudem hat Dr. Otto Wiesheu, Vorstand für Marketing
und politische Beziehungen,
der Deutschen Bahn AG, offensichtlich eine falsche Aussage gemacht. So hat
er
bei dieser Veranstaltung behauptet, die Vereinbarung zwischen Bahn, Bund und
Eisenbahnbundesamt von 2001 - wonach sich die Deutsche Bahn AG zu Instandhaltungsinvestitionen
von 1,6 Milliarden Euro jährlich über 10 Jahre
verpflichtet hat - habe sich auf die gesamte Infrastruktur der Bahn, einschließlich
Bahnhöfe, Kommunikation und Energie bezogen.
Dies entspricht offensichtlich nicht den Tatsachen. Die
Vereinbarung bezog sich
nach uns vorliegenden Informationen ausschließlich auf Verkehrsanlagen,
also auf
das Netz. Damit bestätigt sich auch der Bericht des Bundesrechnungshofs,
wonach
im Zeitraum 2001 - 2006 insgesamt 1,5 Milliarden Euro vereinbarte Netzinvestition
nicht ausgegeben wurden. Der Instandhaltungsrückstand ist damit noch wesentlich
höher.
Dazu kommt: Bei den angekündigten Großbaustellen
auf den Hauptstrecken handelt
es sich um Ersatzinvestitionen, die vom Bund gezahlt werden, die also nicht
aus
den Instandhaltungsmitteln der DB AG stammen. Von der angekündigten Investitionsoffensive
bleibt also nicht viel übrig, wenn man genau hinschaut.
Keine Angaben gab es über geplante Streckenstilllegungen
und geplante Trassenpreisanhebungen, die aber, wie aus Bahnkreisen
bekannt wurde, Teil der
Strategie sind.Die Informationen des Bundesverkehrsministeriums und der Deutschen
Bahn AG über den wahren Zustand des Netzes und den sich daraus
ableitenden Investitionsbedarf müssen jetzt endlich auf den Tisch, so
wie es der
Deutsche Bundestag 2004 schon einstimmig gefordert hat.
Es ist ein Skandal, dass ein Börsengang der Bahn vorbereitet
wird, bei der diese
die faktische Kontrolle über das Schienennetz behalten soll, ohne dass
die Abgeordneten wissen, wie der wahre Netzzustand ist.
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