Bahnkunden nicht im Regen
stehen lassen
Zur Debatte im Verkehrsausschuss über die Fehler beim
Bau des Berliner
Hauptbahnhofs erklären Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher,
und Peter
Hettlich, baupolitischer Sprecher:
Der Vorstandsvorsitzende der DB Station&Service AG,
Wolf-Dieter Siebert, der an Stelle von Bahnchef Hartmut Mehdorn
heute im Verkehrsausschuss Rede und Antwort stehen musste,
schob die Schuld an den immensen Kostenüberschreitungen
auf den Architekten und lobte sich dafür, dass der Bahnhof
am Ende "nur" 1 Milliarde Euro gekostet habe und
nicht, wie zwischenzeitlich von der Bahn prognostiziert,
1,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Bei der Genehmigung des
Bahnhofsentwurfs von Gerkan und Partner im Jahr 1993 sollte
dieser ursprünglich rund 250 Millionen Euro kosten.
Herr Siebert musste für seine Aussagen deftige Kritik
von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages einstecken.
So wirft Herr Siebert den Architekten Meinhard von Gerkan
vor, eine Deckenkonstruktion für eine gotische Kathedrale
und teure Parkettböden geplant zu haben. Hier stellt
sich natürlich die Frage, warum der Bauherr Deutsche
Bahn AG diesen Plan überhaupt akzeptiert hat? Es wurde
auch der Ruf nach persönlichen Konsequenzen und nach
Regress laut, weil die erheblichen Baukostenüberschreitungen
die Bilanz des bundeseigenen Unternehmens Deutsche Bahn AG
erheblich belasten.
Die Deutsche Bahn AG muss jetzt schleunigst dafür sorgen,
dass der Berliner Hauptbahnhof entsprechend den ursprünglichen
Plänen fertig gebaut wird. Es ist peinlich und kundenfeindlich,
dass im größten, schönsten und teuersten
Bahnhof der Welt, Kunden im Regen stehen müssen, weil
Bahnchef Mehdorn hemdsärmlig entschieden hat, das Dach
kürzer zu bauen, obwohl alle Teile dafür bereits
produziert waren.
Es versteht kein Mensch, dass in Berlin ein überdimensionierter
Protzbau mit einer Kostensteigerung um 300 Prozent entstanden
ist, während bei Bahnhöfen in der Region teilweise
am Geld für einen neuen Farbanstrich gespart wird.
Unabhängig von der Frage nach Konsequenzen aus den
Fehlern beim Berliner Hauptbahnhof kann man nur hoffen, dass
die Bahn aus den Fehlern lernen wird, und
sich nicht in Stuttgart auf einen weiteren gigantischen, unterirdischen Bahnhof
einlässt, der dann am Ende möglicherweise auch viermal so viel kostet,
wie ursprünglich geplant.
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