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22.02.2007

Kultur des Bahnfahrens gefährdet: Deutsche Bahn will in Baden- Württemberg zwei von drei Bahnhofsgebäuden abstoßen

(Pressemitteilung vom 22.02.07)


Zum Vorhaben der Deutschen Bahn, sich von weiteren Bahnhöfen zu trennen, erklärt
Winfried Hermann, Verkehrspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen:

Jetzt droht der Ausverkauf bei Regionalbahnhöfen. Die für die Bahnhöfe im DB Konzern zuständige DB Station & Service AG will nach einem erst kürzlich bekannt gewordenen Vorstandsbeschluss vom 29.11.2006 bundesweit von 75 Prozent ihrer
Bahnhöfe mit Empfangsgebäuden abstoßen.

In Baden-Württemberg unterhält die Deutsche Bahn AG derzeit noch etwa 240
Bahnhöfe mit eigenem Empfangsgebäude, von denen sie aus betriebeswirtschaftlichen Gründen aber nur noch 76 behalten möchte. Das heißt,
zwei von drei Bahnhofgebäuden sollen verkauft, abgerissen oder dem Verfall preisgegeben werden. Wenn der DB-Beschluss Realität wird, gibt es in Zukunft auch
in vielen Mittelzentren nur noch einen Haltepunkt mit Bahnsteigen und allenfalls
Fahrkartenautomaten. Wenn es nach dem Willen von Hartmut Mehdorn & Co. geht,
sollen klassische Empfangsgebäude mit Restaurant, Imbiss und Zeitungskiosk in den
meisten deutschen Städten der Vergangenheit angehören.

Selbst Fernverkehrsbahnhöfe mit 2-stündigen ICE- beziehungsweise IC-Halten wie in Baden-Württemberg etwa in Ellwangen und Rottweil sind davon betroffen sowie
zahlreiche Kreisstädte mit dichtem Zugangebot oder wichtigem Knotenbahnhof wie
etwa Balingen, Bahnhof Hessental in Schwäbisch Hall, Sigmaringen, Waldshut-
Tieningen und Wiesloch-Walldorf.

Es ist nicht hinnehmbar, dass die Deutsche Bahn AG den Bahnhofsausverkauf
gerade jetzt massiv vorantreibt, wo die Bedeutung der Bahnimmobilien zunimmt. Die
Bahnhöfe sind schließlich die Visitenkarte der Bahn. Ihr Empfangsklima prägt die
Kultur des Bahnfahrens und soll Anreize schaffen, das klimafreundliche
Verkehrsmittel zu nutzen. Doch statt mit einem kundenfreundlichen Angebot wie
etwa dem persönlichen Fahrkartenverkauf neue Kunden zu gewinnen, zieht sich die
Deutsche Bahn AG weitgehend aus der Fläche zurück und treibt gleichzeitig
milliardenschwere Vorzeigeobjekte wie den Berliner Hauptbahnhof oder den
geplanten unterirdischen Stuttgarter Hauptbahnhof mit kilometerlangen Zulauftunneln („Stuttgart 21“) voran