Winfried
Hermann in einem ARD-Interview
- 26.08.2004
Im deutschen Sport
muss sich einiges ändern
von Joachim Friedrich
Nach den olympischen Spielen in Athen muss im deutschen
Sport schonungslos Bilanz gezogen werden. Das fordern
die beiden Bundestagsabgeordneten Eberhard Gienger (CDU)
und Winfried Hermann (B90/Grüne).
Zu Gast im deutschen Haus in Athen: Winfried Hermann
(links) und Eberhard Gienger
Die beiden sind Mitglieder einer Delegation des Bundestags-Sportausschusses,
die in der zweiten Wettkampfwoche die Spiele besucht.
Dass bei olympischen Kernsportarten wie Leichtathletik
und Turnen deutsche Athleten keine Rolle mehr spielen
"ist schon erschreckend", sagt Winfried Hermann.
Und der ehemalige Weltklasseturner und Bronzemedaillengewinner
von 1976, Eberhard Gienger, spricht trotz Achtungserfolgen
gerade im Turnen davon, "dass Inventur gemacht
werden muss" und über die finanzielle Förderung
des Sports zu reden sein wird.
Masterplan gefordert
Insgesamt, da sind sich Gienger und Hermann einig,
sieht die deutsche Bilanz gar nicht so schlecht aus.
Das liege aber vor allem an herausragenden Einzelathleten
in Sportarten wie Rudern, Reiten und Kanu. Um in den
olympischen Kernsportarten aufzuholen, da ist sich Hermann
sicher, "reichen vier Jahre nicht". Er fordert
deshalb einen Masterplan der die Zeit bis 2012 abdeckt.
Und Eberhard Gienger kann sich vorstellen, dass es sinnvoll
sein könnte für den Spitzensport vorgesehene
Gelder besser gleich in die Nachwuchsförderung
zu stecken.
Wettbewerbskultur fehlt
Der Grünen-Abgeordnete Hermann nimmt aus Athen
die endgültige Erkenntnis mit, dass sich im deutschen
Sport Grundlegendes ändern muss. An den Schulen,
so der gelernte Sportlehrer "muss es wieder eine
Sportkultur und eine Sportwettbewerbskultur geben".
Für ihn bietet der Ausbau der Ganztagesschulen
eine Chance den Sport wieder stärker zum Teil des
Schulalltags zu machen.
Kompliment für Griechen
Die Spiele in Athen bewerten die beiden Sportpolitiker
sehr positiv. Eberhard Gienger war dabei, als beim Turnen
die Wogen wegen der umstrittenen Kampfrichterbewertungen
hochgingen. Wie die griechischen Zuschauer dabei einen
russischen Turner unterstützten, habe ihn beeindruckt,
so Gienger. Und Winfried Hermann war mit dem Glauben
hierher gekommen, nach Sydney sei keine Steigerung mehr
möglich. Doch, so hat er erfahren, "die Griechen
haben dieses Niveau gehalten".
Ihr persönliches Olympia-Highlight haben die beiden
Sportpolitiker beim Handball erlebt: das Viertelfinale
Deutschland gegen Spanien. "Solche Momente",
da sind sie sich einig, "bietet nur der Sport".
| Stand: 26.08.2004
zurück...
|