Verkehr
Pressemitteilung vom 17. Januar
2007
Bahnkunden nicht im Regen stehen lassen
Zur Debatte im Verkehrsausschuss über die Fehler
beim Bau des Berliner
Hauptbahnhofs erklären Winfried Hermann, verkehrspolitischer
Sprecher, und Peter
Hettlich, baupolitischer Sprecher:
Der Vorstandsvorsitzende der DB Station&Service
AG, Wolf-Dieter Siebert, der an Stelle von Bahnchef
Hartmut Mehdorn heute im Verkehrsausschuss Rede und
Antwort stehen musste, schob die Schuld an den immensen
Kostenüberschreitungen auf den Architekten und
lobte sich dafür, dass der Bahnhof am Ende "nur" 1
Milliarde Euro gekostet habe und nicht, wie zwischenzeitlich
von der Bahn prognostiziert, 1,2 Milliarden Euro. Zum
Vergleich: Bei der Genehmigung des Bahnhofsentwurfs
von Gerkan und Partner im Jahr 1993 sollte dieser ursprünglich
rund 250 Millionen Euro kosten.
Herr Siebert musste für seine Aussagen deftige
Kritik von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages
einstecken. So wirft Herr Siebert den Architekten Meinhard
von Gerkan vor, eine Deckenkonstruktion für eine
gotische Kathedrale und teure Parkettböden geplant
zu haben. Hier stellt sich natürlich die Frage,
warum der Bauherr Deutsche Bahn AG diesen Plan überhaupt
akzeptiert hat? Es wurde auch der Ruf nach persönlichen
Konsequenzen und nach Regress laut, weil die erheblichen
Baukostenüberschreitungen die Bilanz des bundeseigenen
Unternehmens Deutsche Bahn AG erheblich belasten.
Die Deutsche Bahn AG muss jetzt schleunigst dafür
sorgen, dass der Berliner Hauptbahnhof entsprechend
den ursprünglichen Plänen fertig gebaut wird.
Es ist peinlich und kundenfeindlich, dass im größten,
schönsten und teuersten Bahnhof der Welt, Kunden
im Regen stehen müssen, weil Bahnchef Mehdorn
hemdsärmlig entschieden hat, das Dach kürzer
zu bauen, obwohl alle Teile dafür bereits produziert
waren.
Es versteht kein Mensch, dass in Berlin ein überdimensionierter
Protzbau mit einer Kostensteigerung um 300 Prozent
entstanden ist, während bei Bahnhöfen in
der Region teilweise am Geld für einen neuen Farbanstrich
gespart wird.
Unabhängig von der Frage nach Konsequenzen aus
den Fehlern beim Berliner Hauptbahnhof kann man nur
hoffen, dass die Bahn aus den Fehlern lernen wird,
und
sich nicht in Stuttgart auf einen weiteren gigantischen,
unterirdischen Bahnhof einlässt, der dann am Ende
möglicherweise auch viermal so viel kostet, wie
ursprünglich geplant.
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