Kolumne Schwäbisches Tagblatt
         

Afghanistan - Zeit zu gehen

Heute vor 8 Jahren geschah das Unfassbare: Terroristen kaperten Flugzeuge und benutzten diese als Kerosinbomben für gewaltige Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon. Die NATO beschloss den Verteidigungsfall (bis heute nicht aufgehoben!) und Präsident Bush bildete die Allianz der Willigen zum Krieg gegen Afghanistan, Al Kaida und (den inzwischen vergessenen) Bin Laden. In wenigen Wochen wurde das Taliban-Regime weg gebombt, dabei starben tausende von Menschen, auch Unschuldige. Dass die Terroristen u.a. in der USA und andern westlichen Ländern ausgebildet wurden, hat man tunlichst ausgeblendet. Mit dem Segen der UN unter dem Namen ISAF wurde dann der Versuch unternommen, Afghanistan mit militärischer Gewalt und ziviler Hilfe zur Präsidialdemokratie nach amerikanischem Vorbild zu machen. Trotz Milliardeninvestitionen für den Aufbau und zehntausender ISAF Soldaten wurde das Land nicht sicherer. Anschläge und Gewalt nahmen sogar zu. Die Karsai-Regierung wurde von großen Teilen der Bevölkerung nie anerkannt. Korruption, Drogenanbau und Drogenhandel gediehen weiter wie zuvor und große Teile des Landes blieben unter Kontrolle alter Kriegsherren. Über Jahre kämpften westliche Truppen mit modernsten militärischen Mitteln gegen „Aufständische“ oder Taliban. Immer wieder gab es zivile Opfer und immer häufiger (Rache-) Anschläge. Es war eine Frage der Zeit, bis die Bundeswehr, die lange so getan hat, als würde sie friedlich wie das THW nur Brücken und Schulen bauen, sich schuldhaft verstricken würde. Es ist die Logik von Militäreinsätzen und Krieg: Aus Angst vor Angriffen und Anschlägen, um sich selbst zu schützen, werden (vermeintliche) Angreifer erschossen oder bombardiert. Dabei kann es vorkommen, dass Unschuldige getötet werden. Bomben und Raketen differenzieren nicht zwischen Talibankämpfern und Zivilbevölkerung. Deshalb sind dies auch die falschen Mittel, Gewalt und Terrorismus zu bekämpfen. Sie schaffen neue Opfer, schüren Hass und stoßen den nächsten Anschlag als Racheakt an. Diese Gewaltspirale gilt es zu durchbrechen. Notwendig sind jetzt Waffenstillstandverhandlungen, die Einleitung eines geordneten militärischen Rückzuges und die Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen selbst. 2010 muss der Rückzug der Bundeswehr beginnen, nicht erst 2015. Gleichzeitig müssen wir die Angebote zum zivilen Aufbau verbessern und verstärken, geknüpft an die Friedensbereitschaft.
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vom 11.09.2009

 

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