Kolumne Schwäbisches Tagblatt
         

Neuanfang sieht anders aus

Zwischen den Weltgipfeln und internationalen Konferenzen hat die Regierung mal schnell den Nachfolger von (EX-)Bahnchef Mehdorn gefunden, der genau vor einer Woche noch sagte: für einen Rücktritt stehe er nicht zu Verfügung. Man beachte die Wortwahl! Die Kanzlerin hielt ihm bis zuletzt die Stange, als die unendlich treue SPD schon Abstand nahm. Gestürzt war Mehdorn schließlich über den unglaublichen Bespitzelungsskandal. Gescheitert war dieser jedoch an seinem Führungsstil und am Börsengang, auch wenn er nachträglich regierungsamtlich fast selig gesprochen wird. Anstatt die Skandale und Fehlentwicklungen bei der Bahn aufzuarbeiten, anstatt mal nachzudenken, was die Bundesregierung mit ihrer Bahnpolitik falsch gemacht hat, zu fragen, wie und wohin die DB sich entwickeln sollte, anstatt erst eine Bahnstrategie zu entwickeln und dann ein neues, geeignetes Führungsteam zu suchen, hat sich die Koalition für den schnellen Wechsel entschieden. Gewissermaßen für Hartmut den Zweiten, den Leiseren. Der Neue war einst Mehdorns Vorstandsassistent, als dieser Chef von Airbus war.

Rüdiger Grube gilt als erfahrener und erfolgreicher Manager. In der Luftfahrt- und in der Automobilindustrie gleichermaßen zuhause. Er sei „exzellenter Analytiker und Stratege“, ein „global denkender kühler Kopf“, erfahren im Umgang mit der Politik als Verwaltungsratschef des europäischen Rüstungskonzern EADS. Aber wie seinem Vorgänger fehlt ihm jede Bahnerfahrung. Das hat offenbar System. Auch der Ex-AEG-Daimler- Manager Dürr kam von außen und hatte keine Ahnung von Bahn. So entstand das Konzept der Lufthansa auf der Schiene, der falschen Ausrichtung der Bahn auf teuren Hochgeschwindigkeitsverkehr zu Lasten des Bahnverkehrs in der Fläche für die große Mehrheit der KundInnen. Welcher Autokonzern würde je einen Bahnmanager zum Chef machen?! Seine Erfahrungen beim Luxusautobauer Daimler, der selbst mit Carajo in die Krise fuhr wird Grube nur begrenzt nutzen können. Als Mitverantwortlicher der gescheiterten Fusion mit Chrysler hat er sich nicht einmal im Autogeschäft als weitsichtiger Stratege bewährt. Mit dieser Personalentscheidung gibt es keinen Neuanfang. Notwendig wäre aber eine Neuausrichtung des Staatskonzern, mit dem klaren Fokus: besseren Schienenverkehr in Deutschland, besser vertaktet, Deutschland-weit, schnelle und bequeme Verbindungen in der Fläche, Einbindung von Mittel- und Oberzentren wie Tübingen in den Personenfernverkehr. Mit schönen Bahnhöfen und komfortablen Haltepunkten. Kurzum: attraktiver, kundenfreundlicher und preiswerter.


 

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vom 03.04.2009

 

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