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Die Verkehrspolitik der Bundesregierung ist klimapolitisch ein
Desaster. Dies zeigt die Antwort der Bundesregierung auf unsere
Kleine Anfrage Maßnahmen zur CO2-Reduzierung für mehr
Klimaschutz im Verkehr (Drucksache 16/13288). Es existieren keine
klaren Sektorziele für die CO2-Reduktion im Verkehr. Und das
wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Welcher der anderen Sektoren
die im Verkehr nicht eingesparten Treibhausgase reduzieren soll,
bleibt offen. Denn eines ist klar: Wir brauchen gegen den Klimawandel
deutliche Reduktionen in allen Sektoren. Mit Blick auf den Verkehrsbereich
fährt die Koalition faktisch mit leeren Händen nach Kopenhagen.
Noch im August 2007 hatte die Koalition in Meseberg Eckpunkte eines
Integrierten Energie- und Klimaprogramms (IEKP) beschlossen. Mit
den IKEP-Maßnahmen sollten im Verkehrssektor insgesamt CO2-Einsparungen
von 33,6 Mio. Tonnen bis 2020 erbracht werden. Die geplanten Maßnahmen
sind aber entweder gar nicht ergriffen worden oder bringen aufgrund
von Abschwächungen weitaus weniger Reduktion als prognostiziert.
Die Bundesregierung rechnet sich mit vagen Prognosen eine Klimaschutzbilanz
im Verkehr schön, die sie in ihrer Antwort selbst an anderer
Stelle widerlegt. Sie hat es überdies versäumt die Konjunkturmaßnahmen
im Verkehr ökologisch auszugestalten.
Keine Reduktionsziele – sondern
viele Luftbuchungen!
Die zentrale Frage nach konkreten Sektorzielen und Maßnahmen
für die Reduktion von CO2 im Verkehrsbereich wird unumwunden
mit – haben wir nicht – beantwortet. Zwar hält
die Koalition am erklärten Klimaschutzziel fest: Reduktion
von 40 Prozent Treibhausgase bis 2020 gegenüber 1990, d.h.
rund 270 Mio. t CO2 weniger als im Jahr 2005, wie dieses Ziel jedoch
erreicht werden soll, bleibt weitgehend nebulös.
Reduktionspflichten werden auf andere
Sektoren abgewälzt
Denn neben dem Energiesektor muss vor allem der Verkehrsbereich
hierzu einen ganz erheblichen Teil beitragen: Reduktion von rund
40 Mio. t CO2 und eben nicht nur 33,6 Mio. Tonnen bis 2020. Im
aktuellen Jahresbericht der Europäischen Umweltagentur (EEA)
vom April 2009 wird eine Zunahme der EU-weiten Emissionen im
Verkehrssektor um 36 Prozent gegenüber 1990 festgestellt,
während in allen anderen Bereichen die Emissionen sinken.
In Deutschland haben die CO2-Emissionen des Verkehrs (2005) um
12 Prozent gegenüber 1990 zugenommen.
Reduktionsziel wird drastisch verfehlt!
Einige Zahlen verdeutlichen,
die Bundesregierung hat ihr Reduktionsziel im Verkehr nicht ernsthaft
verfolgt. Die Zusammenstellung der
Zahlen macht dies überdeutlich, die 40 Mio. Tonnen weniger
bis 2020 sind nicht zu schaffen:
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Erreichte CO2-Reduktion bis 2020 |
Anteil der für das dt. Klimaschutzziel nötigen
Reduktion im Verkehr
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rd. 40 Mio. t |
Prognose Bundesregierung Reduktionspotenzial Meseberg
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rd. 33,6 Mio. t |
UBA-Schätzungen zum Reduktionspotenzial
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rd. 22,7 Mio. t |
In der Antwort zitiert die Bundesregierung Abschätzungen aus
einer von ihr beauftragten Studie (Antwort auf Frage 7), hier werden
Minderungspotenziale der Mesebergbeschlüsse (s. u.) von insgesamt
30,4 Mio. Tonnen bis 2020 aufgelistet. Die Koalition hält
im Einzelnen durch folgende Maßnahmen eine Minderung um 30,4
Mio. Tonnen für möglich: CO2-Strategie PKW, Ausbau Biokraftstoffe,
Umstellung KFZ-Steuer auf CO2-Basis, Verbrauchskennzeichnung für
PKW, LKW-Maut, Flugverkehr Ausland: 1,9 Mio. t), Schiffsverkehr
(Ausland: 0,5 Mio. t) Elektromobilität (ohne Hybridfahrzeuge).
Skurril ist die Tatsache, dass bei den meisten Einzelerläuterungen
zu den Maßnahmen aus der Tabelle die Aussage auftaucht: Quantifizierungen
resp. Daten zu den Einsparpotenzialen lägen der Bundesregierung
nicht vor! Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier
eine Reihe von Luftbuchungen aneinandergereiht wurde, um das Scheitern
der Minderungsanstrengungen zu verschleiern!
Hoher (Klima)Preis für schlechte CO2-Grenzwerte!
Am Beispiel der Flottengrenzwerte lässt sich das Zahlenspiel
zeigen, denn beim Emissionspotenzial der beschlossenen Flottengrenzwerte
(Frage 18) wird die Verwirrung komplett: Die Koalition veranschlagte
im Sommer 2008 in der Mesebergprognose allein für die Flottengrenzwerte
rd. 11 Mio. Tonnen Minderungspotenzial (Berechnungen des UBA zur
Folge gerade mal 10,5 Mio. Tonnen; Stand 24.6.2008). Der der Prognose
zugrundeliegende Grenzwert aber existiert nicht mehr! Vor allem
die Bundesregierung hat bekanntlich im Dezember 2008 einen (gegenüber
dem Kommissionsentwurf) deutlich abgeschwächten Flottengrenzwert
für CO2 durchgesetzt. Daher dürfte die Minderung noch
weit darunter liegen. Aber nein, in der o. g. Tabelle wird allein
mit dem europäischen CO2-Grenzwerte 17 Mio. Tonnen Reduktion
bis 2020 veranschlagt. Im Klartext heißt das: mit schlechteren
Grenzwertvorgaben und einem weiteren Aufschub für die Klimaschutzpflichten
der Autoindustrie wird noch mehr eingespart als vorher angenommen,
statt 11 sogar 17 Mio. Tonnen CO2? Das ist offen gestanden Unsinn!
Hier wird offenbar so lange mit Zahlen, Bezugsgrößen
und Prognosen gespielt bis das Gesamtbild im Verkehr wieder zur
selbsternannten Klima-Kanzlerin passt, die sich vorm schmelzenden
Eisberg vor die Presse stellt. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Fakt ist jedoch: Insbesondere durch das Phasing-In wird der CO2-Grenzwert
de facto auf 2015 verschoben, da besonders schwere und spritschluckende
Fahrzeuge wie die SUV’s erst dann erfasst werden. Viele Autohersteller
müssen bis 2012 gar nichts tun. Allein mit der Aufweichung
des Grenzwertes von 120 auf 130 Gramm wird das Einsparpotenzial/CO2-Minderung
im Jahr 2015 fast halbiert. Das UBA bestätigt, durch den schlechteren
Flottengrenzwert wird die Emissionsreduktion auf das Jahr 2015
hinausgeschoben. Solange steigen die Emissionen! Das sind verlorene
Jahre für den Klimaschutz im Verkehr!
Konjunkturmaßnahmen im Verkehr klimapolitisch blind
Mit den Konjunkturprogrammen zur Eindämmung der Finanz- und
Wirtschaftskrise 2008/2009 hat die Bundesregierung rundweg Maßnahmen
ergriffen, die negative Auswirkungen auf das Erreichen der Klimaziele
im Verkehrsbereich haben. In kaum einem anderen Sektor ist die
Bundesregierung mit CO2-Reduktionsbemühungen so grandios gescheitert,
wie im Verkehr. Statt die Treibhausgas-Emissionen abzusenken, führen
eine Reihe von Maßnahmen aus den Konjunkturpaketen zu einem
weiteren Zuwachs an CO2. In den Antworten auf all unsere Fragen
etwa zur temporären Kfz-Steuerbefreiung oder der Abwrackprämie
zeigt sich, dass die Bundesregierung nicht in der Lage ist, Krisenbewältigung
und ökologische wie klimapolitische Herausforderungen zu verbinden.
Im Vordergrund steht die Förderung des Absatzes von Pkw ohne
Ansicht von Effizienz und Klimaverträglichkeit.
Warum fließen nicht mehr Mittel in Ausbau und Förderung
des ÖPNV und des Radverkehrs aus dem Konjunkturprogramm „Zukunftsinvestitionen
der öffentlichen Hand“? Die Länder hätten
keine Notwendigkeit gesehen, den ÖPNV in die zusätzliche
Förderung aufzunehmen, so die Antwort (Frage 13.). Auch die
Zunahme der Emissionen durch die Widereinführung der Entfernungspauschale
drückt zusätzlich das Reduktionspotenzial, eine Kompensation
durch andere Maßnahmen sieht die BR nicht vor! Begründung:
die vom Bundesverfassungsgericht erzwungene Widereinführung
hätte nicht im Mesebergprogramm gestanden. Weitere sinnvolle Maßnahmen wurden erst gar nicht
ergriffen
Die neue Verordnung zur besseren Pkw-Verbrauchskennzeichnung – eine
der aufgelisteten Maßnahmen mit 3,5 Mio. Tonnen Minderungspotenzial
kam nicht, obwohl die BR schon 2007 eine Verbändeanhörung
eingeleitet hatte. Weitergehende Effizienzmaßnahmen, wie
etwa die Ausweitung der LKW-Maut (unter 3,5 t), Tempolimit von
120 km/h, strenge Vorgaben für das Vergaberecht (Dienstwagen!)
und deutlich höhere Investitionen in Rad- und Fußverkehr
und ÖPNV lässt die BR zwar gelegentlich mit Studien untersuchen,
einen festen Platz im Emissionsminderungsprogramm der Bundesregierung
aber haben sie nicht.
Antwort
der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage Maßnahmen zur
CO2- Reduzierung für mehr Klimaschutz im Verkehr
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Auswertung der
Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage
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die Kleine Anfrage Maßnahmen zur
CO2-
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auf die kleine Anfrage - hier...
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