Tagesschau vom 21.02.2007

Nach Vorbild Australiens
Diskussion um Glühbirnen-Verbot in Deutschland

Nach dem geplanten Glühbirnen-Verbot in Australien für den Klimaschutz hat sich der SPD-Politiker Hermann Scheer für ein Verbot ebenfalls in Deutschland ausgesprochen. "Das wäre bei uns überfällig, denn so eine Maßnahme würde in wenigen Jahren ein bis zwei Atomkraftwerke einsparen", sagte Scheer der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse".

SPD-Umweltexperte Ulrich Kelber nannte den australischen Vorstoß in der "Berliner Zeitung" "von der Sache her richtig". Ein Verbot komme für die Bundesregierung aber nicht in Frage. Dies wiederum stieß bei Scheer auf Unverständnis. Energiesparlampen hätten nur noch zehn Prozent des Stromverbrauchs im Vergleich zu Glühbirnen.
Zustimmung beim CDU-Experten, Skepsis bei FDP

Verbraucherschutz-Staatssekretär Peter Paziorekvon der CDU sagte dem "Kölner Stadtanzeiger", er unterstütze eine Pflicht zur Energiesparlampe, wenn Übergangsfristen für den Mittelstand und die Verbraucher gewahrt würden. Die technologische Erneuerung sei in der ganzen Breite notwendig. "Dazu gehören auch viele kleine Schritte", sagte der Staatssekretär, der maßgeblich auch am Umweltteil des neuen CDU-Grundsatzprogramms mitgearbeitet hat. Die FDP-Bundestagsfraktion forderte ein Gesamtkonzept zum Klimaschutz. "Energieeffizienz ist mehr als Glühbirnen", erklärte ihr umweltpolitischer Sprecher Michael Kauch.

Sechs Prozent des privaten Verbrauchs einzusparen?

Würden Glühbirnen komplett durch Energiesparleuchten ersetzt, wie jetzt von Australien geplant, könnten in Deutschland bis zu sechs Prozent des privaten Strombedarfs eingespart werden, gibt die Deutsche Energieagentur (Dena) auf Nachfrage der "Frankfurter Rundschau" an. Die deutschen Haushalte würden so vier Millionen Tonnen Treibhausgase weniger auspusten. "Das wäre eine nennenswerte Größe", so Dena-Expertin Annegret Agricola.
Grüne sehen nur geringen Effekt

Der Umweltexperte der Grünen, Winfried Hermann, bezifferte gegenüber tagesschau.de das Einsparpotenzial durch Energiesparleuchten auf "unter zwei Prozent" des Gesamtstromverbrauchs. Hermann forderte die Große Koalition auf, vorrangig "die dicken Brocken" wie die Reduktion des Ölverbrauchs in Altbauten oder die Kerosinbesteuerung anzugehen. Er sei nicht gegen das Thema, "aber ich würde mich auch nicht darin verkämpfen", kommentierte der Politiker die Diskussion um das Glühbirnen-Verbot.

 

 

 

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