3 Fragen an Winfried Hermann
Frage: Ist die Forderung nach
einem Boykott der Olympischen Spiele legitim?
Antwort: Die Debatte um eine
angemessene Sanktion ist absolut notwendig. Aus sportpolitischer
Sicht sehe ich einen Boykott eher skeptisch. Denn die Olympia-Boykotts
von Moskau 1980 durch westliche Staaten wie auch der Gegenboykott
von Los Angeles 1984, das muss man rückblickend erkennen,
haben nur die fernbleibenden Sportlerinnen getroffen. Politisch
wurde nichts bewirkt. Dennoch muss man der chinesischen Führung
deutlich machen, dass permanente Menschenrechtsverletzungen
nicht hinnehmbar sind. Ob Boykott, Verschiebung oder Absage
der Olympischen Spiele, was angemessen ist hängt letztlich
von aktuellen Entwicklungen ab.
Frage: Welche Rechte haben
Sportlerinnen denn nun in Peking?
Antwort: Die IOC-Charta untersagt
politische Demonstration oder Propaganda der Sportlerinnen
an den Wettkampfstätten. Ich meine aber, dass beispielsweise
ein Armband mit der Aufschrift „sports for human rights“
nicht vom IOC verboten werden kann. Es wäre grotesk,
wenn mündige Athleten kreativ ihre Meinung sagen, von
den schweigenden IOC-Granden von Olympia ausgeschlossen würden.
Frage: Ist es richtig mit
dem Sportausschuss nach Peking zu fahren?
Antwort: Wir sind zwar schon
lange angemeldet, aber ich werde meine endgültige Entscheidung
nach Rücksprache mit meinen grünen FraktionskollegInnen
treffen. Ein wichtiger Maßstab wird sein, ob sich unsere
kritische Haltung besser in Peking oder durch Fernbleiben
verdeutlichen lässt. Eins steht jedoch fest: Wenn sich
eine Situation wie im März in Tibet wiederholt oder zuspitzt,
dann werde ich nicht fahren.
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