Koalition lässt sich fast eine Milliarde
Euro Mauteinnahmen entgehen
Zum neuen Wegekostengutachten für Lkw erklärt Winfried
Hermann,
verkehrspolitischer Sprecher:
Die Höhe der Lkw-Maut wird auf Grundlage eines so genannten
Wegekostengutachtens
berechnet. Auf Drängen der grünen Bundestagsfraktion
hat das Verkehrsministerium
endlich das neue Wegekostengutachten 2007 veröffentlicht.
Das Gutachten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums errechnet
für das Jahr 2007 Wegekosten von Lkw mit mehr als 12
Tonnen auf Autobahnen in Höhe von 4,7 Milliarden Euro.
Tatsächlich eingenommen werden in diesem Jahr mit der
Lkw-Maut aber nur rund 3,4 Milliarden Euro. Zieht man von
den 4,7 Milliarden 350 Millionen Euro ab, die dem Straßengütergewerbe
als noch nicht erbrachter Harmonisierungsbeitrag zugesagt
wurden, bleibt es bei einer Unterdeckung der durch Lkw verursachten
Straßenschäden von 950 Millionen Euro. Die Koalition
lässt sich also fast eine Milliarde Euro Mauteinnahmen
entgehen.
Wir hatten in den Haushaltsberatungen 2008 einen Antrag eingebracht,
die Lkw-Maut um eine Milliarde Euro zu erhöhen und das
Geld für die Stärkung umweltverträglicher Verkehrsträger,
insbesondere für den Schienenverkehr, auszugeben. Dies
wurde mit Mehrheit der Koalitionsfraktionen abgelehnt. Bis
2012 steigen die Wegekosten von Lkw sogar um eine weitere
Milliarde auf 5,65 Milliarden Euro an, so dass die Verkehrsinvestitionen
haushaltsneutral durch Anhebung der Lkw-Maut mittelfristig
sogar um rund zwei Milliarden Euro verstärkt werden könnte.
Und darin sind die externen Kosten des Lkw-Verkehrs noch nicht
eingerechnet. Erst Mitte nächsten Jahres wird die EU-Kommission
hierzu einen Vorschlag unterbreiten.
Wir brauchen eine jährlich dynamisch ansteigende Lkw-Maut,
die einen wirksamen Anreiz zur Verlagerung von Güterverkehr
auf die Schiene leistet. Damit diese das zusätzliche
Transportvolumen aufnehmen kann, braucht es ein Sofortprogramm
für die Beseitigung von Engpässen, einen Ausbau
von Knotenpunkten, zusätzliche Terminalinfrastruktur
für den Kombinierten Verkehr und den Ausbau von reinen
Güterverkehrsstrecken. Das Geld dafür liegt auf
der Straße, der Staat muss es nur einnehmen wollen.
Gleichzeitig wollen wir den zugesagten Harmonisierungsbeitrag
für das deutsche Straßengütergewerbe endlich
erfüllt sehen. Von den 2003 im "Mautkompromiss"
zugesagten 600 Millionen Euro jährlich, fehlen immer
noch 350 Millionen Euro.
Nach Auslaufen des Innovationsprogramms zur Anschaffung von
EURO V-Lkw am 30.9.2008 vergrößert sich diese Lücke
sogar auf 450 Millionen Euro. Die steuerfreie Veräußerung
von Lkw, wie schon bei den Binnenschiffen, erscheint uns ein
gangbarer Weg. Die Finanzierung wäre für die öffentliche
Hand aufkommensneutral, weil die Lkw-Maut im Gegenzug angehoben
würde.
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