BMU-Spitze deckt betrügerische Russfilterhersteller
Zu den Vorfällen um die Rußpartikelfilternachrüstung
erklären Winfried Hermann,
verkehrspolitischer und Bärbel Höhn, stellvertretende
Fraktionsvorsitzende:
50.000-60.000 Rußpartikelfilter, die nicht funktionieren,
wurden mit staatlicher Förderung eingebaut, das ist ein
Skandal. Schuld daran sind betrügerische Firmen, die
sich mit krimineller Energie eine Zulassung für funktionsunfähige
Filtersysteme erschlichen haben. Die Filter der Firmen GAT,
Bosal, Tenneko/Walker funktionieren schon nach kurzer Zeit
nicht mehr, mindern demnach nicht einmal 30 Prozent der Feinstaubemissionen,
weshalb ihnen auch zu Recht inzwischen die Zulassung entzogen
wurde.
Schuld daran ist aber auch das Bundesumweltministerium (BMU),
das seit einem Jahr Informationen über minderwertige
Filtersysteme hatte und diese nicht öffentlich gemacht
hat. Zugleich wurden Umweltverbände daran gehindert,
Informationen über Prüfverfahren zu funktionsuntüchtigen
Rußfiltern, die im Umweltbundesamt seit Ende 2006 vorlagen,
zu erhalten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte unter Berufung
auf das Umweltinformationsgesetz auf Herausgabe der Prüfdaten
geklagt. Das Verwaltungsgericht in Dessau entschied vergangene
Woche zugunsten der DUH.
Der Vorgang, für sich genommen, ist schon ein Skandal,
aber ein noch größerer Skandal ist die Abberufung
des langjährigen Abteilungsleiters im Umweltbundesamt
(UBA) Dr. Axel Friedrich, ein international renommierter Experte
im Bereich Verkehr und Umwelt und Vorreiter der Luftreinhaltepolitik.
Der Bote der schlechten Nachricht soll gleich Hiob "geköpft"
werden obwohl die Führung des BMU die Informationen unterdrückt
hatte. Damit wird ausgerechnet jener Mitarbeiter jetzt abgestraft,
der lange Jahre für die Feinstaubreduktion
gestritten und schon auf die Veröffentlichung der Prüfergebnisse
gedrungen hatte, aber von der Leitungsebene des BMU zum Schweigen
verdammt war. Dr. Axel Friedrich muss als Abteilungsleiter
unverzüglich rehabilitiert werden.
Wir fordern eine sofortige Aufklärung der politischen
Verantwortlichkeiten im BMU, eine Öffentlichkeitsinformationskampagne
zum Betrugsfilter, um die Akzeptanz in der Bevölkerung
für die Nachrüstung zu erhalten sowie einen kostenlosen
und unbürokratischen Ersatz der Betrugsfilter durch funktionsfähige
und zugelassene Systeme für die betroffenen Autofahrer
auf Kosten der Verursacher (Hersteller).
Auch das Kraftfahrtbundesamt (KBA) und damit der Verkehrsminister
sind in der Pflicht unverzüglich für eine wirksame
Kontrolle der Filtersysteme im Zulassungsverfahren zu sorgen.
Mit dieser Politik des Verschweigens und Vertuschens im BMU
wurden nicht nur die nachrüstwilligen Autofahrerinnen
und Autofahrer geschädigt, sondern das gesundheitspolitisch
so wichtige Projekt der Feinstaubreduktion durch
Nachrüstung von Diesel-Pkw diskreditiert. Mit Blick auf
die Gesundheit der Bevölkerung und die Glaubwürdigkeit
vorsorgender Luftreinhaltepolitik ist das nicht hinnehmbar.
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