Präventive Fansozialarbeit stärken
Zu den Hooligan-Beschlüssen der Innenministerkonferenz
in Bremen erklären Monika Lazar, Sprecherin für
Strategien gegen Rechtsextremismus, und Winfried Hermann,
Sprecher für Sportpolitik:
Die Reduzierung der Debatte auf eine "Hooligangewalt" im
Stadion ist eindimensional und realitätsfern. Räume
von Fußballgewalt sind nicht nur die modernen Bundesligastadien,
sondern auch die Plätze der unteren Breitensport-Ligen
sowie die An- und Abfahrtswege an den Spieltagen. Jedes Wochenende
kommt es quer durch alle Ligen zu Ausschreitungen. Die vielschichtigen
Ursachen hierfür müssen differenziert analysiert
werden.
Politische Schnellschüsse, wie der Ruf nach Identitätskontrollen
beim Kauf von Eintrittskarten, um Hooligans aus den Stadien
fern zu halten, lösen kein Problem. Zudem lehnen wir
die Personalisierung von Eintrittskarten als datenrechtlich
höchst bedenklich ab. Das Geld für solche Vorhaben
ist besser in die Qualifizierung und den Ausbau der Fanprojektstrukturen
investiert.
Erfreulich ist, dass mittlerweile auch die Innenminister
unseren Antrag "Alle Formen von Diskriminierungen thematisieren – Bürgerrechte
von Fußballfans stärken – Für einen
friedlichen und integrativen Fußballsport" gelesen
haben und nun ebenfalls eine Präventionsstudie fordern.
Die Entwicklung des Zuschauerverhaltens muss alle zwei Jahre
analysiert werden. Dabei sollten nicht nur die Bundesligen,
sondern auch der Amateurfußball Beachtung finden.
Gewalt und Diskriminierung im Fußball können
nur gemeinsam und integrativ bekämpft werden. Überzogene
Repression führt zu negativen Solidarisierungseffekten
innerhalb der Fanszenen. Ein jährlicher Dialog auf Augenhöhe
hingegen, wie der Fankongress 2007 in Leipzig, kann zu gemeinsamen
Strategien beitragen, die von vielen Fans mit getragen werden.
Ganz wichtig sind außerdem präventive Projekte
im Breitenfußballsport.
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