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Flughafenkonzept 2008
– Ausbaukonzept für große Flughäfen
zum Schaden für Klima und Anwohner
Zu den Eckpunkten eines Flughafenkonzeptes aus dem Verkehrsministerium
erklärt
Winfried Hermann, verkehrspolitischer Sprecher:
Anstatt ein umfassendes Konzept zur Steuerung des Flugverkehrs
unter den Bedingungen von Klimaschutz und Anwohnerinteressen
vorzulegen, macht sich die Bundesregierung mit ihrer einseitigen
Ausbaupolitik zum Lobbyisten der großen Flughäfen
Frankfurt und München sowie der Lufthansa. Trotz gegenteiliger
Versprechen und acht Jahren Mediation tritt die Bundesregierung
für die Ausweitung des Nachtflugverkehrs in Frankfurt
ein. Die Bekenntnisse zum Klimaschutz bleiben Lippenbekenntnisse,
weil keine einzige Maßnahme das Wachstum des Luftverkehrs
reguliert.
Wenn gerade an großen Drehkreuzen - wie Frankfurt und
München – sowohl Ausbau und Erweiterung als auch
Nachtflug unterstützt werden, kann von einem fairen Ausgleich
zwischen Wettbewerbsinteressen und lärmgeplagten Anwohnern
nicht die Rede sein. Das Ende des Regionalen Dialogforums
am konflikthaften Standort Frankfurt zeigt, dass kein Dialog
auf gleicher Augenhöhe gewollt wird zwischen den Menschen,
die rund um den Flughafen leben und unter seinen Auswirkungen
leiden, und der Luftverkehrswirtschaft, die davon profitiert.
Das Flughafenkonzept wird wie der Masterplan 2004 ein Papier
frommer Wünsche ohne bundespolitische Folgen bleiben.
Bundesverkehrsminister Tiefensee formuliert eine halbherzige
Position zu Stand und Entwicklung der deutschen Flughafeninfrastruktur.
Das Eckpunktepapier wirft viele richtige Fragen auf –
etwa zum Mangel an Effizienz, fehlender Koordination der Flughäfeninfrastruktur
zwischen den Ländern, mehr Intermodalität, dem Problem
der Beihilfen sowie Anforderungen des Klima- und Umweltschutzes.
Aber es fehlt nahezu überall an politischen Antworten
aus dem federführenden Ministerium. Erstes Beispiel:
Bundesinteressen sollen stärker als in der Vergangenheit
geltend gemacht werden, wie das geschehen soll, bleibt offen.
Denn das ginge nur, wenn der Bund die Kompetenzen etwa für
die großen Hubs an sich zieht. Minister Tiefensee hängt
in der Kompetenzfalle, die zahlreichen Appelle und frommen
Wünsche an die Adresse der für die Flughafeninfrastruktur
zuständigen Länder zeigen, der Bund kann hier bitten,
hat aber nichts zu sagen.
Beispiel Klimaschutz: Auch hier warme Worte etwa an die Deutsche
Flugsicherung (DFS), sie möge die An- und Abflugverfahren
weiter optimieren. Dabei wartet die DFS seit dem Köhler-Veto
noch immer auf eine gesetzliche Grundlage für ihre Aufgaben
bei der Umsetzung des Single European Sky. Das Verkehrsministerium
bleibt untätig. Der Flugverkehr soll in den europäischen
Emissionshandel einbezogen werden, dieser Schritt ist nicht
mehr abzuwenden, die Frage ist noch wie. Der Bund ist aber
bei den Verhandlungen um die EU-Richtlinie nicht auf klimapolitischem
Stand: denn er will dem Vorschlag der Kommission von Dezember
2007 folgen, der ist aber längst im federführenden
Umweltausschuss fortentwickelt und verbessert worden. Der
Bund müsste hier den ambitionierteren Vorschlag stützen,
wenn er die Klimaschutzversprechen aus dem Integrierten Klima-
und Energieprogramm (IKEP) ernst meint.
Unbestritten brauchen wir angesichts der Kapazitätsengpässe
an den großen Standorten, der Konkurrenz zwischen den
Regionalflughäfen und dem internationalen Wettbewerb
eine Steuerung der Flughafeninfrastruktur. Dabei sind neben
dem erwarteten Verkehrsaufkommen Aspekte wie raumübergreifende
Verkehrsplanung, Klimabelastung, Emissionen, Energieverbrauch
und Lärmentwicklung zu beachten.
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