31.01.2006
Bahn-Börsengang mit Netz – ohne uns!
Grüne Bahnpolitik will den Verkehrsträger
Schiene stärken. Unter Rot-Grün konnten wir
die Investitionen in die Schiene massiv ausweiten. Unser
Ziel war und ist es, die Schiene gerade auch im Verhältnis
zur Straße wettbewerbsfähiger zu machen.
Weiterhin hat das Bahnsystem auch einen öffentlichen
Infrastrukturauftrag zu erfüllen und Mobilität
zu sichern. Der Beitrag der Schiene zu einem nachhaltigeren
Klima- und Umweltschutzprogramm ist schon heute sehr
groß und muss noch ausgebaut werden. Eine Strategie
"Weg vom Öl" ist im Verkehr ohne die
Schiene nicht zu erreichen. Ohne die Bahnen würde
Deutschland im Dauerstau ersticken. Die verkehrspolitische
Vernunft gebietet es daher, die Rahmenbedingungen für
ein langfristiges und dauerhaftes Wachstum dieses Verkehrsträgers
in einem integrierten Verkehrssystem zu schaffen.
Vor diesem Hintergrund haben wir das durch einstimmigen
Beschluss des Deutschen Bundestags veranlasste Gutachten
durch das Beratungsunternehmen Booz Allen & Hamilton
kritisch gelesen und bewertet. Dort wurden fünf
Privatisierungsvarianten untersucht: Der integrierte
Börsengang mit Netz, so wie ihn die Deutsche Bahn
AG favorisiert und vier Varianten ohne Netz, bei der
die komplette Herauslösung des Netzes aus dem DB-Konzern
als Trennungsmodell den anderen Pol der diskutierten
Privatisierungsvarianten markiert.
Die Ergebnisse des Gutachtens bestärken unsere
"grünen Argumente" der letzten Jahre.
Das zentrale Ziel der Bahnreform "Mehr Verkehr
auf der Schiene" kann nur erreicht werden, wenn
das Netz von den Transportgesellschaften getrennt wird.
Beim integrierten Börsengang mit Netz würde
das System Schiene hingegen zur "Schrumpfbahn".
Das Schienennetz darf daher nicht den Renditeinteressen
eines privaten Investors unterworfen werden, denn dieser
würde alles abstoßen, was sich nicht rechnet.
Kritisch sehen wir hingegen die Berechnungen der Gutachtens,
nach denen ein Börsengang mit Netz die größte
Haushaltsentlastung für den Bund bringen würde.
Dies ist in weiten Teilen nicht nachvollziehen.
Völlig unakzeptabel für uns ist die Ankündigung
der Vorsitzenden der Bahngewerkschaften Transnet und
GdBA, die Fußball-WM bestreiken zu wollen, sollte
sich der Bundestag gegen den integrierten Börsengang
mit Netz entscheiden. Wir verbitten uns eine Einmischung
der Gewerkschaften in diese Entscheidung, so wie diese
mit gutem Recht auf ihre Tarifautonomie pochen. Fraglich
ist zudem, wer einem solchen Streikaufruf folgen würden.
Schließlich sind die meisten Eisenbahner auch
Fußballfans, die stolz darauf sind, die "Welt
zu Gast bei Freunden" an Bord des nationalen Förderers
Deutsche Bahn zu haben.
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