Tagebuch
Winne Hermann aus Johannesburg
Samstag 31. August 2002, vormittags
Besuch im Township in Benoni -
Präsentation eines Projektes zur Einsparung von
CO2.
Weltumweltkonferenzen bedeuten leider auch zusätzlichen
CO2-Ausstoß durch die Flüge der Delegationsteilnehmer/innen.
Das kritisieren viele, von der Bildzeitung bis hin zu
Öko-Basisgruppen.
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Im Umweltministerium werden zusammen mit NGO´s
zwei gute Projekte entwickelt, die Menschen vor Ort
helfen und echte Klimaschutzbeiträge sind.
Wir praktizieren Kyoto-Mechanismen, wie es in Zukunft
üblich werden wird.
Wie funktioniert das?
Das Umweltministerium hat den CO2-Verbrauch für
die Reise der 180 deutschen Delegationsteilnehmer/innen
errechnet (7,19 t x 180 Teilnehmer/innen) und dafür
eine Kompensationsmaßnahme gesucht. (Hier
gehts es zum Text der Gutschrift) Unterstützt
wird ein sehr schönes Hausprojekt:
Townshipbewohner, die in miserablen Blechhütten
oder schlecht gebauten Steinhäusern wohnen, erhalten
günstige Kredite, womit sie neue Häuser bauen
können, die energiesparsam sind und die Wärme
der Sonne nutzen. Sie sind sonnenorientiert gebaut und
mit Wärmedämmung versehen. Durch diese Unterstützung
können ungefähr 6000 Häuser mit Wärmedämmung
gebaut werden, die von den Menschen selbst nie bezahlt
werden könnten.
Wir fahren mit einem Delegationsbus vorbei an Tausenden
von Blechhütten ins "Neubaugebiet". Dort
sehen wir die schmucken und netten Backsteinhäuschen,
die mit drei Räumen hinsichtlich der Wohnqualität
einen Quantensprung darstellen (Blechhütten sind
Einraumhäuser ohne jede sanitäre Einrichtung).
Die Bewohner/innen sind stolz und auch wir spüren,
daß dieses Projekt nicht nur ökologisch etwas
Gutes ist.
Zur Selbstbeteiligung der Konferenzteilnehmer/innen
besuchen wir ein Anschlußprojekt:
Fahrräder für Jugendliche. Jeder kann ein
Zertifikat über CO2-Minderung erwerben, damit werden
Fahrräder angeschafft, die von Jugendlichen für
längere Wege genutzt werden können, gegen
eine geringe Leihgebühr.
(Hier können
Sie das Projekt unterstützen)
Das Projekt gefällt mir so gut, daß ich
beschließe, zuhause dafür zu werben. Die
Probefahrt mit den 10 neuen Rädern ist ein Riesen-Event.
Umweltminister Jürgen Trittin, Umweltministerin
Bärbel Höhn und ich drehen mit Kindern und
Jugendlichen die ersten Runden, von zahlreichen Kameras
begleitet. Fahrräder sind in Afrika, besonders
unter den armen Teilen der Bevölkerung absolut
selten. Dieses Projekt spart nicht nur dauerhaft CO2,
es bringt das ökogeniale Transportmittel zu den
jungen Leuten, die damit großen Spaß haben.
Sie werden endlich mobil - ökomobil.
Jeder in Deutschland kann sich mit wenig Geld beteiligen.
Wie beim Hausprojekt gibt es Co2-Gutschriften, die dauerhaft
dem Markt entzogen werden. Also kein Ablaßhandel
für Emissionen, sondern dauerhaften Reduktion von
Klimagasen.
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Nachmittags setze ich mich in den großen Verhandlungssaal
und beobachte die zähen und langwierigen Verhandlungen
über Stunden. Gestritten wird um jedes Wort und
oft versteht man nicht was das soll. Der Fortschritt
ist nicht mal so schnell wie eine Schnecke. Wut steigt
in mir auf, wie notwendige Schritte zerredet werden.
So wichtig solche Konferenzen sind, wenn wir nicht selbst
etwas für nachhaltige Entwicklung tun, wird aus
den schönen Sätzen und Paragraphen der Konferenz
nichts Bedeutendes werden.
Fortsetzung folgt...
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