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Verkehr

Pressemitteilung vom 8. Dezember 2005:

Bahn-Chef Mehdorn: Deutschlands oberster Straßenbauer

Zum wiederholten Nichtabrufen von Investitionsmitteln, die der Bund der
Deutschen Bahn AG für die Schiene zur Verfügung stellt, erklärt Winfried
Hermann, verkehrspolitischer Sprecher:

Die Deutsche Bahn AG wird dieses Jahr erneut 280 Millionen Euro, die der
Bund für den Ausbau des Schienennetzes zur Verfügung stellt, nicht
abrufen. Insgesamt beläuft sich die nicht abgerufene Investitionssumme
mittlerweile auf rund 1,4 Milliarden Euro. Diese Mittel hat Rot-Grün für
die Bahn mühsam erkämpft. Mit diesem Geld hätten alle wichtigen
Flaschenhälse ausgebaut werden können, die mit dafür verantwortlich
sind, dass nicht mehr Güter auf der Schiene transportiert werden.

Wie im letzten Jahr wird das nicht abgerufene Geld über die
Verkehrsinfrastruktur¬finanzierungsgesellschaft stattdessen in den
Straßenbau fließen und damit die Konkurrenz zur Bahn fördern. Herr
Mehdorn wird damit immer mehr zu Deutschlands oberstem Straßenbauer. Die
Bauschilder sollten demnächst lauten: "Hier baut der Bund mit Mitteln
der Deutschen Bahn AG eine neue Autobahn."

Es zeigt sich einmal mehr, dass die Infrastrukturverantwortung bei
DB-Netz nicht geeignet ist, dem erklärten Willen des Bundes nach
vollständiger Verwendung der Mittel gerecht zu werden. Diese Erkenntnis
wird bei der anstehenden Entscheidung zum Börsengang der DB AG von
zentraler Bedeutung sein. Es muss sichergestellt werden, dass der
öffentliche Infrastrukturauftrag des Bundes operativ so umgesetzt wird,
wie der Deutsche Bundestag es beschließt.

Dabei scheint das Nichtabrufen der Investitionsmittel System zu haben.
Die Bahn hat bei Neu- und Ausbauvorhaben jeweils einen geringen
Eigenbeitrag von fünf bis zehn Prozent zu leisten, der sich aber negativ
auf die Bilanz auswirkt. Daher ist die Vermutung nahe liegend, dass der
Konzernvorstand an dieser Stelle bewusst spart. Stattdessen kauft sich
die Bahn etwa beim Logistiker Bax ein. Der geplante Einkauf bei der
Hamburger Hochbahn und der Hamburger Hafen und Logistik AG müsste
ebenfalls aus diesen Mitteln erfolgen.

Derweil nehmen die Langsamfahrstellen aufgrund mangelnder Netzpflege
dramatisch zu, wichtige Ausbauvorhaben wie die Rheinschiene zwischen
Karlsruhe und Basel kommen kaum voran. Eine gute Netzpolitik sieht
anders aus.